(Zusammenfassung eines Artikels aus „planetwissen“)

Warum Menschen Amok laufen – Erkenntnisse aus der Forschung

Amokläufe erschüttern die Gesellschaft immer wieder – doch was bringt Menschen dazu, in blindem Hass andere zu töten? Die deutsche Amokforscherin Prof. Britta Bannenberg hat in einer umfassenden Studie junge und erwachsene Amoktäter untersucht. Ihre Ergebnisse geben wichtige Einblicke in psychologische Muster, die hinter solchen Taten stehen.

Junge Amoktäter: Rückzug, Kränkung und aufgestaute Wut

Zwischen 1992 und 2013 analysierte Bannenberg 19 Fälle jugendlicher Amoktäter. Ihre Ergebnisse widersprechen gängigen Vorurteilen:

  • Die Täter waren nicht Opfer von Mobbing.

  • Sie kamen häufig aus intakten Familienverhältnissen, zeigten aber kaum emotionale Bindung zu Eltern oder Geschwistern.

  • Sie galten als verschlossen, einsam, sozial überfordert – oft ohne Freundschaften, aber mit starkem Rückzug in digitale Welten.

Ein gemeinsamer Nenner: tiefe emotionale Kränkbarkeit. Viele litten unter einer narzisstisch-paranoiden Persönlichkeitsstruktur: Sie fühlten sich ständig missverstanden, ausgegrenzt oder gedemütigt – auch wenn Außenstehende dies kaum nachvollziehen konnten. Ihre Wut, Rachefantasien und Selbstüberhöhung entwickelten sich meist im Stillen.

Passende Themen aus der psychotherapeutischen Praxis

  • Einsamkeit: Viele Amoktäter erleben jahrelange soziale Isolation – nicht immer sichtbar für Außenstehende ().

  • Kränkung: Schmerzhafte, oft banale Zurückweisungen hinterlassen tiefe Spuren bei emotional verletzbaren Persönlichkeiten.

  • Wut und Aggression: Aufgestaute Gefühle richten sich irgendwann gegen andere – oder gegen sich selbst.

  • Depression: Auch wenn sie nicht offen gezeigt wird, können Ohnmacht und Selbsthass in depressive Rückzugszustände münden.

  • Angst: Die Angst, nicht zu genügen, nicht dazuzugehören oder abgelehnt zu werden, begleitet viele Täter im Inneren.

Die Rolle digitaler Medien

Viele Täter suchen im Internet nach Bestätigung, Vorbildern oder „Erklärungen“ für ihr Empfinden. Gewalthaltige Inhalte und sogenannte „Killerspiele“ können dabei als Verstärker ihrer Wut wirken – nicht als Ursache, aber als Katalysator. Oft kündigen Täter ihre Tat online oder im persönlichen Umfeld an – allerdings wird dies selten ernst genommen.

Erwachsene Amoktäter: Wut nach sozialem Scheitern

Auch Erwachsene, meist Männer und Einzelgänger, begehen Amokläufe – allerdings mit anderen Hintergründen. Prof. Bannenberg untersuchte 40 Täter zwischen 1913 und 2015. Häufige psychische Muster:

  • Paranoide Persönlichkeitsstörung

  • Schwere Psychosen (v. a. paranoide Schizophrenie)

  • Psychopathische Strukturen mit sadistischen Anteilen

Anders als jugendliche Täter zeigen Erwachsene oft im Vorfeld auffälliges Verhalten: sie klagen, wüten, drohen. Ihre Taten sind meist von Enttäuschung, Hass, Suchtproblemen und sozialem Rückzug geprägt.

Was Psychotherapie beitragen kann

Die Forschung zeigt: Amokläufe sind nicht Ausdruck plötzlicher Verwirrtheit, sondern Ergebnis eines langen inneren Leidenswegs – oft begleitet von stummer Kränkung, Isolation und nicht erkannter seelischer Not.

Psychotherapeutische Begleitung kann helfen, Wut zu entladen, Kränkungen zu verarbeiten und Einsamkeit zu überwinden, bevor destruktive Gedanken zur Tat werden.

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Foto: © Sven Grundmann, Adobe Stock

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